Quickies 31 by Unknown

Quickies 31 by Unknown

Author:Unknown
Language: deu, eng
Format: epub
Published: 2011-09-04T22:00:00+00:00


Honigfalle

Janine Ashbless

Wenn man abends durch den romantisch illuminierten Garten des Royal Aqaba Hotels flaniert und zufällig ein sommerlich leichtes Flatterkleid trägt, hat man eigentlich schon verloren. Je nachdem nämlich, in welchem Winkel das Licht der hellen Scheinwerfer auf die Kleidung fällt, enthüllt es sämtliche Dessous, die man darunter trägt. Aber das war mir anfangs nicht bewusst. Ich brauchte sogar ein paar Stunden, bis ich es endlich merkte.

Rhys hatte uns einen Aperitif von der Bar geholt, die unter Palmen versteckt lag. Ich nippte an einem Tequila Sunrise, während wir die üppig blühenden Bougainvillea-Hecken entlangspazierten und die Fische in den künstlich angelegten Bächen bewunderten, die neben den Wegen verliefen. Obwohl frisches Wasser in diesem Land kostbar war, ging das Hotel maßlos verschwenderisch damit um. Tagsüber war es drückend heiß gewesen, und wir hatten die meiste Zeit am Meer verbracht, gegen Abend wurden die Temperaturen angenehm erträglich. Wir blieben vor einem der hellen Strahler stehen. Rhys schlang einen Arm um meine Taille und küsste mich.

»Gefällt es dir hier?«, murmelte er in mein Haar.

»O ja, es ist traumhaft schön hier.«

»Liebst du mich denn noch? Nach all den Jahren?«

»Nach all den Jahren?« Gott, klang das dramatisch. Vier Jahre Ehe waren nun wirklich keine Ewigkeit. Ich grinste fröhlich. »Mmh, ich glaub schon.«

»Gut.« Sein Blick löste sich von meinem Gesicht. Seine Augen weiteten sich kaum merklich. »Hey, Marcus. Guten Abend.«

Ich drehte mich neugierig um. Der Angesprochene lehnte an dem Pfeiler von einem der malerisch geschwungenen Brückengeländer. Und nickte in unsere Richtung. »Hi, Rhys.«

»Astrid, das ist Marcus Stringer. Wir haben uns am ersten Abend in der Bar kennen gelernt. Marcus, das ist Astrid, meine Frau.«

Wir begrüßten einander höflich-distanziert. Dass Rhys unseren ersten Abend und das mit der Bar erwähnte, war ein taktischer Fehler. Zumal ich innerlich gekocht hatte, als er unbedingt noch auf einen Drink hatte losgehen wollen – ich konnte es nämlich kaum erwarten, das Hotelbett auszuprobieren. Stattdessen hatte ich meine Mordswut kultiviert und eine halbe Stunde lang gelesen. Als mein Göttergatte zurückkam, hatte er sich mächtig etwas einfallen lassen müssen, dass ich ihm verzieh.

Wie sich herausstellte, war Marcus Amerikaner – und hatte eine sagenhafte Ähnlichkeit mit George Clooney. Er war an dem Abend solo unterwegs, und ich hatte nichts dagegen, als Rhys ihn einlud, sich mit an unseren Tisch zu setzen.

»Machen Sie alleine Urlaub, Marcus? Ist Ihre Frau nicht mitgekommen?«, fragte ich, während ich die Serviette auf meinem Schoß ausbreitete. Ich hoffte, es klang ganz beiläufig und nicht allzu neugierig.

Er grinste. »Ich bin nicht verheiratet.«

»Ach so.« Ich griff nach der Wasserkaraffe.

»Sie erlauben.« Er nahm mir die Karaffe aus der Hand und goss Wasser in unsere Gläser. »Nein, da ich als Ehemann bestimmt eine glatte Niete wäre, habe ich beschlossen, den Frauen dieses Fiasko zu ersparen. Außerdem reise ich gern allein. Da lernt man viele nette Leute kennen.«

Das klang himmlisch aufregend. »Wo waren Sie denn schon überall?«

»Diesmal hab ich den Nahen Osten bereist. Ich war im Jemen, in Syrien, Ägypten – und dann bin ich hier gelandet. Eigentlich bin ich als Rucksacktourist unterwegs, aber ich brauchte mal etwas Hotelkomfort, zum Ausspannen und so.



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